Informationsverarbeitung in Insekten
Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Reichhardt
Die Forschung der Abteilung konzentrierte sich hauptsächlich auf die Informationsverarbeitung im Nervensystem der Fruchtfliege Drosophila und half bei der Aufklärung des Bewegungssehens. Sie analysierte das Sehsystem der Fliegen und dessen Einfluß auf die Flugorientierung. Den Durchbruch zum Verständnis höherer Sehleistungen gelang Werner Reichardt mit der Aufklärung der objektinduzierten Kurskontrollreaktion, die den Fliegen das Ansteuern und Verfolgen einer "Figur" innerhalb ihres Gesichtsfelds ermöglicht.
Der Gründer des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik
Werner Reichardt gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die sich mit der mathematischen Beschreibung des Verhaltens von komplexen Organismen beschäftigten. Seine Forschung konzentrierte sich hauptsächlich auf die Informationsverarbeitung im Nervensystem der Fruchtfliege Drosophila und half bei der Aufklärung des Bewegungssehens. Zusammen mit Bernhard Hassenstein und Hans Wenking analysierte er das Sehsystem der Fliegen und dessen Einfluss auf die Flugorientierung.
Von Interesse sind auch seine Beiträge zum Verständnis wie mit relativ einfacher Verbindung und Korrelation zweier Bewegungsdetektoren - bekannt als der sogenannte Reichardt-Detektor - die Erkennung der Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit möglich ist.
Des Weiteren entwickelte er Korrelationsanalysen für die Untersuchung der höheren Sinnesverarbeitung, wie beispielsweise das Verfolgen eines Objektes und die Auftrennung der visuellen Umgebung in Objekt und Hintergrund.
1960 bot die Max-Planck-Gesellschaft Werner Reichert eine selbständige Abteilung am Max-Planck-Institut für Biologie in Tübingen an. Durch seine Initiative sollte diese Abteilung zum Grundstein für das heutige Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik werden. 1968 wurde Werner Reichardt zum Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik. Hier arbeitete er bis zu seiner Emeritierung im Januar 1992.
Werner Reichardts Entdeckungen wurden als allgemeine neuronalwissenschaftliche Prinzipien auch außerhalb des ursprünglichen Forschungsfeldes anerkannt und halfen das neue Feld der biologischen Kybernetik zu etablieren - ein interdisziplinäres Forschungsfeld an den Nahtstellen der Mathematik, Regelungstheorie, Biologie und Computerwissenschaft.